Ein Mandschurenkranich im Dezember 2013

 

 

 

Ein Freund erzählte mir von einem Mandschurenkranich in der Nähe von Goldenstedt, den er seit ein paar Tagen regelmäßig am späten Nachmittag beobachtet hatte.

 

 

 

Ich war natürlich skeptisch! Ein Mandschurenkranich hier in der Gegend? Aber mein Interesse war geweckt und so fuhr ich zwei Tage später los, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich fand ihn und konnte ihn sogar fotografieren. Es handelte sich um einen unberingten Vogel, und er schien bester Gesundheit zu sein.

 

 

 

Recherchen ergaben, dass dieser Vogel wohl erstmals im Juli 2012 in den nördlichen Niederlanden aufgetaucht war und dort bis in den Oktober hinein immer wieder beobachtet wurde. Im Januar 2013 erreichte der Kranich die Grenze zu Deutschland und wurde bis in den Februar hinein in der Nähe von Groningen gesichtet. Seine Spur ließ sich südlich bis nach Kalkar am Niederrhein verfolgen. Anfang April wurde er dann in der Nähe von Enschede gesichtet und dann flog er Richtung Osten nach Deutschland. Eine Woche nach seinem Aufbruch wurde er in Ganderkesee zwischen Oldenburg und Bremen gesehen. Eine weitere Sichtung gab es im Mai 2013 in Nienburg an der Weser und nur drei Tage später im Landkreis Uelzen. Der Vogel wanderte nicht weiter nach Nordosten, sondern drehte wieder um und verbrachte einige Zeit in der Wümmeniederung östlich von Bremen. Am 07. Juni 2013 wurde er dann im Osten der Niederlande am Ijsselmeer entdeckt.

 

  

 

Er ist meist allein unterwegs, versucht aber auch immer wieder sich Trupps des Grauen Kranichs anzuschließen. Dies wird von der Verwandtschaft aber wohl mit gemischten Gefühlen gesehen, denn dort steht er oft abseits und trifft auf wenig Gegenliebe. Sein Auffliegen beunruhigt die Grauen und so wird er häufig vertrieben.

 

 

 

Offen bleibt die Frage, wo dieser schöne Vogel herkommt. 

 

Da die Heimat der Mandschurenkraniche Ost-Asien ist, kann man wohl vermuten, dass sich um einen Gefangenschaftsflüchtling handelt, der sich also seit mehr als 1,5 Jahren in freier Wildbahn behaupten kann. Er wird wahrscheinlich nicht mit den anderen Kranichen in den Süden ziehen, da Mandschurenkraniche Standvögel sind, die ihre Heimat im Winter nicht verlassen. Es gibt lediglich eine Gruppe von Vögeln, die in der Amurregion brüten, sie ziehen zu den Küstenregionen nördlich von Shanghei. Mandschurenkraniche sind mit einer Höhe von 1,5 Metern und bis zu 10 Kilogramm Gewicht größer und schwerer als unsere Grauen Kraniche. Sie gehören mit geschätzten (IUCN) 2400 Tieren zu den am stärksten bedrohten Arten in der Kranichfamilie.

 

Ich hoffe für ihn, dass er ein langes und gesundes Leben führen kann.